SparkassenZeitung 04/21 ARBEIT UND LEBEN 27 Außerdem hat sie sich dem Unterneh- mensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ an- geschlossen, das die damalige Bundesfa- milienministerin Ursula von der Leyen mit dem Deutschen Industrie- und Handels- tag, dem Bundesverband der Arbeitgeber, dem Zentralverband des Deutschen Hand- werks und dem Deutschen Gewerkschafts- bund ins Leben gerufen hatte. Impulse von anderen Unternehmen Über zehn Jahre hinweg hat sich die Spar- kasse Bremen mit anderen Netzwerkteil- nehmern über alte und neue familien- freundliche Maßnahmen ausgetauscht und dadurch laut Personalentwicklerin Lomnicki viele wichtige Impulse erhalten. Im Nachhinein erwies sich dieser Prozess als eine gute Vorbereitung für die Corona- krise, was Kirsten Frohnert, die Projektlei- terin von „Erfolgsfaktor Familie“, bestätigt. „Flexibilität ist Trumpf“, zitiert Froh- nert einen alten Grundsatz. Betriebe, die mit Arbeitszeitkonten, Homeoffice, Job Sharing, Kinderbetreuung und anderen Maßnahmen arbeiten, konnten sich ih- rer Erfahrung nach besonders schnell auf Lockdown, Quarantäne und anderen neu- en Herausforderungen einstellen. „Viele Unternehmen waren vorbereitet, ohne es zu wissen“, fasst die Expertin eine Umfra- ge unter den rund 7000 überwiegend mit- telständischen Mitgliedern des Netzwerks zusammen. „In wirklich familienbewuss- ten Unternehmen gibt es längst Regeln, wie Vorgesetzte Mitarbeiter auf Distanz führen“, nennt Frohnert ein Beispiel. KREISSPARKASSE AUGSBURG: BONUSZEIT MIT STEUERVORTEIL Mitarbeiter in familienbewussten Betrieben haben eine 30 Prozent höhere Motiva- tion und eine 50 Prozent niedrigere Krankheitsquote, zeigt eine vom „Familienpakt Bayern“ in Auftrag gegebene Studie. Dem Familienpakt, initiiert vom Bayerischen Sozialministerium, der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Industrie- und Han- delskammer- sowie Handwerkstag, gehören rund 1000 Unternehmen an. Auch die Kreissparkasse Augsburg ist Mitglied. „Von unseren Lösungen profitieren Fa- milien, aber auch Mitarbeiter, die sich etwas Besonderes vorgenommen haben“, sagt Personalbetreuerin Sabine Stölzle. Vor allem das Modell Bonuszeit sei richtig einge- schlagen. Jeder Mitarbeiter kann bis zu sechs Wochen im Jahr Urlaub „hinzukaufen“, die mit dem gesamten Jahreseinkommen verrechnet werden. Wegen des niedrigeren Bruttogehalts haben die Mitarbeiter so auch steuerliche Vorteile. Das Konzept ist für Alleinerziehende entwickelt worden, die für die Kinderbetreuung mehr als nur den Jahresurlaub benötigen. Gerade in der Coronakrise kommt das gut an. Aber auch Mitarbeiter, die ein besonderes Projekt anpacken wollen, nutzen gern die Bonuszeit. So bereiten sich Kollegen in den zusätzlichen freien Wochen auch schon mal auf eine Segelflugweltmeisterschaft vor. In der Sparkasse Bremen ist dieses Pro- blem wenig virulent. Während des zwei- ten Lockdowns haben rund 90 Prozent der Mitarbeiter im Homeoffice gearbeitet. Der Empfehlung der Bundesregierung, mög- lichst viele Mitarbeiter in den eigenen vier Wänden arbeiten zu lassen, konnte die Sparkasse Bremen problemlos folgen. In der Zentrale und in den Filialen hielten lediglich Notbesetzungen die Stellung. Als systemrelevanter Dienstleister durfte die Sparkasse zwar weiterhin zu den üblichen Öffnungszeiten Kunden empfangen. „Aber jeder Mitarbeiter kann mit Token und Laptop mobil arbeiten“, sagt Lomnicki. Weil als Folge der Umstel- lung auf Vertrauensarbeitszeit alle Mitar- beiter im Homeoffice über ihre Zeitfenster frei entscheiden, können sie ihre Arbeit auch früh am Morgen beziehungsweise spät am Abend erledigen. Die Sparkas- se hat lediglich eine Kernarbeitszeit von sechs bis 22 Uhr festgelegt. Die Mitarbeiter können so Arbeits- und Betreuungszeiten einigermaßen gut vereinbaren. „Gerade mal zehn Kollegin- nen und Kollegen haben 2021 zusätzli- chen Urlaub für die Betreuung ihrer Kin- der beantragt“, so Personalentwicklerin Lomnicki. Auch wenn mancher vor al- lem deshalb auf Freistellung verzich- ten konnte, weil auch in Bremen Schu- len und Kindergärten eine Notbetreuung anboten, durfte sich die Sparkasse in ih- rem Konzept bestätigt fühlen. „Wir ha- ben versucht, bei Anträgen auf Teilzeitar- beit möglichst jeden Wunsch zu erfüllen, und unzählige Varianten entwickelt“, sagt Lomnicki. Als die Coronakrise ausbrach, arbeiteten nahezu alle Angestellten mit Familie mit ihren favorisierten Zeitvolu- mina und mussten diese nur an die verän- derten Rahmenbedingungen anpassen. Seminare sensibilisieren Führungskräfte So viel Flexibilität war auch deshalb mög- lich, weil die Vorgesetzten ein offenes Ohr für die Anliegen ihrer Mitarbeiter hatten. Auf „Management-Plus“-Seminaren, die zwei Mal im Jahr stattfinden, werden Ab- teilungsleiter und andere Führungskräf- te für eine familienbewusste Personalfüh- rung sensibilisiert. Und ermuntert, mit eigenen Ideen die Vereinbarkeit von Fa- milie und Beruf weiter zu fördern. Auf diesen Veranstaltungen wurde auch das Angebot an Eltern kreiert, mit ihren Kindern in die Arbeit zu kommen, wenn kein alternatives Betreuungsange- bot existiert. Die Sparkasse hilft dann, die Kleinen zu beschäftigen. Allerdings hat die Sparkasse diese Lösung für die Corona- krise verworfen. Den Verantwortlichen war das gesundheitliche Risiko einfach zu hoch. – Ausgleich für Personen, die nicht im Homeoffice arbeiten ANZEIGE Mehr als 25 Prozent der befragten Unter- nehmen haben als Reaktion auf die Pan- demie ihre familienfreundlichen Maß- nahmen zudem ausgeweitet. Da geht es etwa darum, Kompensationen für Mitar- beiter zu entwickeln, die wegen der Be- sonderheiten ihrer Aufgaben nicht im Ho- meoffice arbeiten können. „Denn auch diese Kollegen wün- schen sich Zeitsouveränität“, sagt Exper- tin Frohnert und bringt zur Lösung flexib- le Schichtsysteme, Jobsharing-Konzepte, Arbeitszeitkonten und Vertretungsver- einbarungen ins Spiel. „ Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist Voraussetzung für eine gelun- gene Work-Life- Balance.“ Tim Nesemann, Vorstandsvor- sitzender der Sparkasse Bremen Die Sparkassen-Finanzgruppe Baden-Württemberg trauert um Herrn Präsident i.R. Josef Schmidt der am Sonntag, 28. Februar 2021 im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Von1993bis2000standJosefSchmidtalsVerbandsvorsteheranderSpitzedesdamaligenBadischen Sparkassen- und Giroverbandes, war stv. Verwaltungsratsvorsitzender der SüdwestLB sowie der LBBW-Gremien, Verwaltungsratsvorsitzender der LBS Baden, dann LBS Baden-Württemberg sowie Aufsichtsratsvorsitzender der ÖVA Versicherungen. Zuvor war er Vorsitzender des Vorstandes der früheren Bezirkssparkasse Schwetzingen und Landesobmann der badischen Sparkassenvorstände. Josef Schmidt, der aus Ostpreußen stammte, hatte die Sparkassenidee verinnerlicht und gelebt. Er war ein starker Interessenvertreter des Badischen Verbandes und der badischen Belange, der zum entscheidenden Zeitpunkt die historische Weichenstellung für die größte Strukturveränderung in der Geschichte der badischen und württembergischen Organisation mit ermöglichte. Damit wurde die Sparkassen-Finanzgruppe im deutschen Südwesten zusammengeführt, was eines der größten Erfolgskapitel der baden-württembergischen Sparkassengeschichte begründete. Wir verlieren mit ihm einen großen Förderer und beeindruckenden Repräsentanten des Spar- kassenwesens, dessen Rat in zahlreichen Gremien im Land und auf Bundesebene geschätzt war, und einen guten Freund. Die baden-württembergischen Sparkassen, die Landesbank Baden- Württemberg, die LBS Landesbausparkasse Südwest und die SV SparkassenVersicherung sowie der Sparkassenverband Baden-Württemberg sind dem Verstorbenen in tiefer Dankbarkeit verbunden und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Sparkassenverband Baden-Württemberg Peter Schneider, Präsident LBS Landesbausparkasse Südwest Verwaltungsrat und Vorstand Landesbank Baden-Württemberg Aufsichtsrat und Vorstand SV SparkassenVersicherung Aufsichtsrat und Vorstand Die Trauerfeier findet im engsten Familienkreis statt. Traueranschrift: Frau Sabine Schmidt, Sauerbruchstraße 51, 68723 Schwetzingen