SparkassenZeitung 05/21 VERTRIEB 23 tionalität, sondern auch um die Bedürfnis- se der Mitarbeiter: „Die Beschäftigten dür- fen sich nicht durch die Zunahme von Homeoffice abgehängt fühlen. Wir sehen für die Zukunft deshalb viel Raum für kre- ative Begegnungsflächen, um einen Aus- gleich zum Homeoffice zu schaffen“, sagt Küstner. Eine Umfrage von raum rebellen zum Thema „Homeoffice – gekommen, um zu bleiben?“ habe die Prognosen bestätigt, wonach neue Raumkonzepte gefragt seien. BW Bank macht mit – Start während der Krise Überzeugen konnten Uhl und Küstner ihre Hausbank, die BW Bank, vor allem deshalb, weil sie schon Kunden in das neue Un- ternehmen mitbrachten. Dennoch: Ganz leicht ist der Start in der Krise nicht. „Vie- le Firmen agieren immer noch leicht ver- halten, aber die ersten Projekte wurden an- geschoben“, so Uhl. Ruhigere Phasen nutzt das Unternehmen, um strategische Koope- rationen auszubauen und weiter Vertrieb, Marketing und IT zu stärken. Mitte Novem- ber kam die erste Mitarbeiterin. Alexander Hahn, Fachberater Grün- dung und Übernahme bei der LBBW, war selbst etwas überrascht, als er feststell- te, dass zwischen März und Juni 2020 kein einziger Unternehmer mit Unter- stützung der LBBW-Tochter BW-Bank ei- nen Betrieb gegründet hatte. „Es gab zwar Anfragen, die dann aber wieder zurück- gezogen wurden. Das ein oder andere Pro- jekt hätten wir gern gemacht“, sagt Hahn. Der Geschäftsbereich habe 2020 trotz des Einbruchs bei den Gründungen aber gut abgeschnitten, weil die BW-Bank zahlrei- che Übernahmen begleitet habe. ANZEIGE Werbung Setzen Sie beim Geldanlegen auf nachhaltigen Ertrag. Mit den nachhaltigen Zertifikaten der DekaBank. Mehr Informationen unter www.deka.de/ zertifikate Die Wertpapierinformationen für Zertifikate sowie das gegebenenfalls verfügbare aktuelle Basisinforma- tionsblatt erhalten Sie bei Ihrer Sparkasse oder von der DekaBank Deutsche Girozentrale, 60625 Frank- furt und unter www.deka.de Die erste Gründung nach dem Einbruch war die von Küstner und Uhl. Die Ent- wicklung der Neugründungen habe sich mittlerweile deutlich stabilisiert. Man be- komme wieder zunehmend Anfragen von Gründern aus dem Handwerk und auch der freien Berufe, wie Steuerberatern und Ärzten. Die Gastronomiebranche und Ein- zelhandel werden dagegen von Grün- dungswilligen derzeit gemieden. „Da die Auswirkungen der Pandemie deutliche Spuren in den 2020er-Jahresabschlüs- sen vieler Unternehmen hinterlässt, ha- ben wir bereits einen leichten Trend zu Ganz andere Erfahrungen haben Shi- la Behjat und Antonia Schulemann ge- macht. Im März 2020 gründeten sie in Ber- lin die Beshu UG, eine Verlagsbuchhand- lung, die Bücher konzipiert, produziert und auch vertreibt, im eigenen Shop, aber auch über die klassischen Online-Händler und stationäre Läden. Die Gründerinnen, die Erfahrungen im Corporate Publishing, Journalismus, Marketing und als Autorin mitbringen, mussten erst einmal lernen, sich gegenüber den meist männlichen neu- en Geschäftspartnern durchzusetzen: „Ne- ben Belletristik bringt Beshu Books Bücher Der Firmenkunden- berater hat unser Vorhaben sehr positiv aufgenommen. HEIKE DRAWERT günstigeren Übernahmepreisen (Relation EBIT/Kaufpreis) festgestellt, dessen Nach- haltigkeit sich aber erst noch beweisen muss“, beobachtet Hahn. Dass es Frauen beim Schritt in die Selbstständigkeit – wie oftmals behauptet – schwerer haben als Männer, finden we- der Drawert noch Uhl und Küstner: „Wir haben bei unserer Hausbank und auch nicht bei anderen Geschäftspartnern das Gefühl, anders behandelt zu werden als ein Mann“, sagt Uhl. von Unternehmen über Unternehmen auf den Markt, sei es als Sachbuch und selbst in Romanform“, erklärt Schulemann. Zu den Erstveröffentlichungen des Verlags zählt ein Buch von Gunther Wobser, CEO des Unternehmens Lauda Dr. R. Wobser GmbH & Co. KG, Spezialist für Temperier- geräte, der ein Jahr lang im Silicon Valley recherchierte, wie ein deutscher Mittel- ständler zukunftsfähig bleiben kann: „Neu erfinden – Was der Mittelstand vom Silicon Valley lernen kann“ hat der Chef des Hid- den Champions sein Werk genannt. An He- rausforderungen mangelte es nicht. Kaum gegründet, kam der erste Lockdown. „Zum Glück durfte der Shop geöffnet bleiben“, sagt Schulemann. Aber dann sei doch eine deutliche Zurückhaltung bei angelaufe- nen Projekten zu spüren gewesen. Auch an Literatursalons war wegen der Abstands- regeln nicht zu denken. Ab Mai 2020 lief es besser. Im Herbst kamen die ersten Bücher auf den Markt. Trotz Lockdowns bleiben die Jungunter- nehmerinnen optimistisch. In der Ucker- mark vor den Toren Berlins will Beshu Books ein Literaturfestival und Salons in der Natur veranstalten, auf der Frankfur- ter Buchmesse ein Programm von 15 Bü- chern vorstellen. Schulemann zieht eine positive Bi- lanz. Trotz Krise ist es den Kundinnen der Berliner Sparkasse geglückt, mit eigenen finanziellen Mitteln auszukommen. „Und wir haben nicht nur unsere Ziele unter schweren Bedingungen erreicht, sondern auch Ergebnisse darüber hinaus: So kön- nen wir zum 1. Mai 2021 drei Mitarbeite- rinnen fest einstellen.“ Auch für Gründerin Drawert ist die erste Saison viel besser gelaufen als erwar- tet. Ein wenig bremsen musste sie dennoch. Eigentlich wollte sie zehn neue Fahrzeuge bestellen, daraus wurden erst einmal nur drei: „Es mangelt an Stellfläche. Es ist gar nicht so einfach, ein Grundstück mit gu- ter Infrastruktur zu bekommen.“ Wenn es so weit ist, muss sie sich um Unterstüt- zung keine Sorgen machen. Die Sparkasse Chemnitz hatte schon Offenheit für die Ex- pansionspläne signalisiert. – Experteninterview Hussam Masri, Leiter Private Banking und Produktmanagement der DekaBank Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Glauben Sie, dass dies nur ein kurzfristiger Trend ist? Nachhaltigkeit ist kein kurzfristiger Trend, vielmehr ein Wegbegleiter in unsere Zukunft. Den eigenen Kindern und zukünftigen Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen, berührt und mobilisiert einen großen Teil der Bevölkerung. Wie bei kaum einem anderen Thema ist Umdenken gefragt. Das tägliche Leben, Konsum wie Mobilität werden sich weiterhin entscheidend verändern. Nachhaltige Themen beschäf- tigen gleichermaßen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sowie nicht zuletzt die Finanzbranche. Dazu trägt auch die Debatte um den Klima- wandel bei. Auch wenn sie zu kurz greift. Nachhaltigkeit ist mehr. Erst durch die Betrachtung von ökologischen, sozialen Aspekten und Aspekten der verantwortungsvollen Unternehmensführung bekommen wir ein umfassendes Nachhaltigkeitsverständnis. Unsere Kinder wachsen schon heute mit einem nachhaltigeren Denken auf und irgendwann wird es Normalität sein, nachhaltig zu leben, zu denken und zu agieren. Sie sprechen auch die Finanzbranche an. Kann man mit nach- haltigen Finanzprodukten denn auch Rendite erzielen? Immer mehr Anleger wollen mittlerweile nicht nur nachhaltig leben, sondern diese Aspekte auch bei der Geldanlage bewusst berücksich- tigen. Auf der Suche nach nachhaltigen Investments erweitert sich der bekannte Dreiklang aus Rendite, Sicherheit und Liquidität nun um die Dimension „Nachhaltigkeit“. Dabei müssen Nachhaltigkeit und Rendite nicht im Widerspruch zueinander stehen. Im Gegenteil: Berücksichtigt ein Unternehmen ESG-Kriterien, kann sich dies sogar positiv auf Rendite oder Risiko auswirken. Zwei Beispiele: Ein umwelt- schonender und effizienter Umgang mit Ressourcen spart Kosten und kann sich damit positiv auf den Gewinn eines Unternehmens auswirken. Zudem kann eine vorausschauende Ausrichtung auf zukünftige ökolo- gische und soziale Standards die Unternehmensrisiken senken. Das ist nachvollziehbar. Nur gibt es viele Anleger, die ein Direkt- investment in ein Unternehmen scheuen. Welche Möglich- keiten haben Anleger, dennoch nachhaltig zu investieren? Die Finanzbranche hat hier eine Vielzahl von Produkten entwickelt und für jeden Anlegertyp gibt es interessante nachhaltige Finanzprodukte auf dem Markt. Dies können Fonds sein, die nur in nachhaltige Unter- nehmen investieren, oder Zertifikate, denen ein nachhaltiger Basiswert zugrunde liegt – um nur einige Beispiele zu nennen. Sie nennen nachhaltige Zertifikate. Was zeichnet diese Zertifikate aus und woran erkennt man sie? Hier müssen grundsätzlich zwei Ebenen betrachtet werden: zum einen die Nachhaltigkeit des Emittenten, zum anderen die des zugrunde liegen- den Basiswerts. Den Status als nachhaltiger Emittent erhält ein Institut, wenn es bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Ein grundlegender Indikator ist der Beitritt zum Global Compact der Vereinten Nationen, einem der größten Netzwerke für unternehmerische Verantwortung. Zudem lohnt ein Blick darauf, welche Nachhaltigkeitsratings der Emittent von externen Ratingagenturen erhält und ob er die Produkt- und Transpa- renzstandards der Branche einhält. Steht die Haltung des Emittenten außer Zweifel, folgt der nächste Schritt: die Wahl des Basiswerts, zum Beispiel ein Index oder ein einzelnes Unternehmen. Bei nachhaltigen Zertifikaten muss neben dem Emittenten auch der Basiswert definierte Nachhaltigkeitskriterien wie Mindestausschlüsse oder eine ESG-Strategie erfüllen. Bei Zinsanleihen, denen kein klassischer Basiswert zugrunde liegt, wird zur Einstufung als nachhaltiges Produkt lediglich die nach- haltige Ausrichtung des Emittenten herangezogen. Darüber hinaus ermöglichen zum Beispiel Green Bonds auch für Privatkunden auswir- kungsbezogene nachhaltige Investments. Das klingt kompliziert. Wie können sich Anleger denn dazu informieren und ein für sie geeignetes Zertifikat finden? Die Investitionsentscheidung sollte nicht „nur“ aufgrund von Nach- haltigkeitspräferenzen getroffen werden, sondern auch zu den grundsätzlichen Anlegerbedürfnissen wie dem Anlageziel oder dem Anlagehorizont passen. Auch die mit den Produkten verbundenen Risiken sollten nicht außer Acht gelassen werden. Die breite Auswahl an nachhaltigen Zertifikaten bietet für nahezu jedes individuelle Chancen-Risiko-Profil eine Investitionsmöglichkeit. Anleger sollten also ein sowohl für ihre Anlageziele als auch für ihre Nachhaltig- keitsaspekte geeignetes Produkt finden. Neben der Auswahl des passenden Zertifikats spielt allerdings auch die eines leistungsfähigen Emittenten eine wichtige Rolle. Ausführliche Informationen zu den Chancen und Risiken erhalten Anleger auf den Internetseiten der Emittenten oder im Beratungsgespräch in ihrer Sparkasse.