Treffpunkt Frühjahr 2021 43 Mietminderung kaum möglich / Eigentümer sind nicht verpflichtet, etwas für den Hitzeschutz zu tun. Vermieter sind zwar für erträgliche Temperaturen in den Räumen verant- wortlich, die Gerichte entschieden bisher aber sehr unterschiedlich, wenn Bewohner Mietminderungen wegen Überhitzung ihrer Wohnungen durch- setzen wollten. Auch fehlt laut Deutschem Mieterbund bislang eine ober- gerichtliche Rechtsprechung dazu. Stimmt der Hausherr zu, kann der Mieter jedoch Außenjalousien oder Markisen vor den Fenstern anbringen. Eigentümerverbände appellieren an die Einsicht ihrer Mitglieder. Beim Ver- band Wohneigentum weiß man, dass es schwieriger ist, eine Dachwohnung zu vermieten, wenn sie nicht ausreichend gedämmt ist. „Der Vermieter sollte sich überlegen, ob eine Verbesserung nicht sinnvoll und wertsteigernd wäre“, heißt es. Handelt es sich um eine Eigentumswohnung, bietet das neue Woh- nungseigentumsgesetz Vermietern mehr Spielräume bei baulichen Verän- derungen. Zum Beispiel wird es einfacher, auf eigene Kosten Markisen anzu- bringen, auch wenn die anderen Eigentümer kein Interesse daran haben. gen zu großer Hitze zu machen. Schon lange müssen beim Wohnungsbau Vor schriften zum sommerlichen Wärme schutz beachtet werden. Sie finden sich inzwischen im Gebäudeenergiegesetz (GEG). Bei Neubauten darf rundum mit einer guten Wärmedämmung gerech net werden, die im Winter die Heizkos ten niedrig hält und Sommerhitze aus sperrt. Wenn es trotzdem zu warm wer de, seien die Fugen im Mauerwerk oft nicht perfekt abgedichtet worden, so Martin Brandis von der Energiebera tung der Verbraucherzentrale. „Das ist dann ein klarer Baumangel“, sagt er. Altbauten: Bauweise entscheidend Bei Altbauten kommt es aufs Baujahr und die Bauweise an: Hat ein Gebäude ein Jahrhundert auf dem Buckel, bietet es im Sommer oft ein angenehmes Klima. Seine dicken Mauern speichern tagsüber die Wärme und geben sie nachts wieder ab. Anders ist es in vie len zwischen 1950 und 2000 errichte ten Häusern, wenn sie nicht nachträg lich gedämmt wurden. Ihre dünneren Wände bieten weniger Speichermasse. Heiß wird es in Altbauten vor allem un ter dem Dach. Brandis hat auf Dächern mit der Wärmebildkamera schon Tem peraturen von 70 Grad Celsius gemes sen. Fehlt es an ausreichender Dach dämmung, geben die Ziegel die Wärme ungebremst an die darunterliegenden Räume ab. Ungünstig sind auch große schräge Dachfenster, zumal durch die senkrechte Sonneneinstrahlung be sonders viel Wärme eindringt. Michael Hörnemann vom ÖkoZen trum NRW in Hamm empfiehlt daher bei Neubau ten, kleinere Dachfenster zu wählen. Daneben spielt die Ausrichtung der Fenster eine große Rolle. sieren. Fenster können leichter ausge tauscht werden, auch wenn man dann zum Beispiel kaum Einfluss auf ihre Größe hat. Wichtig ist dabei der Ener giedurchlassungsgrad (gWert) der Scheiben: Während Zweischeibenfens ter meist 70 Prozent der Sonnenwärme hineinlassen (g = 0,7), sind es bei Son nenschutzgläsern nur 20 Prozent (0,2). Doch bevor man Handwerker mit bau lichen Maßnahmen beauftrage, sollten die vorhandene Bausubstanz, die Däm mung und die Fenster analysiert wer den, sagen beide Experten. Viele Fak toren spielten zusammen. Daher rät Brandis zu einem Termin mit einem Energieberater der Verbraucherzentra le, der nur 30 Euro kostet. Hörnemann: „Derzeit gibt es eine großzügige staat liche Förderung für Haus und Woh nungssanierungen. Die würde ich auf jeden Fall in die Planung einbeziehen.“ gebracht werden. Sie lassen die Son nenstrahlen nicht durch die Scheiben und helfen daher viel besser gegen die Hitze als innen montierte Jalousien, Plissees oder Rollos. Zur Wahl stehen einerseits Roll und Fensterläden, die bis zu 90 Prozent der Wärme abhalten, die Räume allerdings verdunkeln. An dererseits gibt es Markisen, Jalousien, Sonnenschutzfolien und transparente Gewebe, sogenannte Textilscreens, die noch Tageslicht hereinlassen. Angebo ten wird das auch für Dachfenster. Au ßenjalousien, Rollläden oder Markisen dürfen Mieter ohne die Erlaubnis des Eigentümers nicht anbringen, aber Sonnenschutz folien oder Innenrollos. Besonders Mieter greifen im Sommer häufig zu mobilen Klimageräten. Sie sind allerdings wahre Stromfresser. Er leichterung gegen die Hitze verschaf fen auch Ventilatoren, die weniger Energie benötigen. Und in den kühle ren Stunden sollte man die Fenster öff nen und möglichst querlüften. Das funktioniert auch über mehrere Eta gen, was dann unter dem Dach für ein angenehmeres Klima sorgen kann. Förderung baulicher Maßnahmen Nachträgliche Dämmung von Dächern und Hauswänden, die zum Teil auch von innen möglich ist, lässt sich meist nur nach aufwendiger Planung reali Effektiver äußerer Sonnenschutz Wem im Sommer der Laubbaum vor dem Fenster fehlt, der kann sich kurz fristig mit anderen Schattenspendern helfen, die außen vor den Fenstern an